Kloster/Kirche - Ingenbohl

Die Gründung des Klosters fiel im 19. Jahrhundert in eine Zeit des politischen und sozialen Umbruchs. Grosse Armut und Perspektivlosigkeit herrschten vor. Ein junger Ordensmann aus dem graubündischen Münstertal wollte die Not mit mutigen Massnahmen lindern: Pater Theodosius Florentini.

 

Schulbildung und Armenpflege hielt er für die vordergründigsten Anliegen seiner Zeit. Obwohl der hochbegabte junge Kapuziner ein erklärter Feind von Revolutionen war, erliess die radikale Aargauer Regierung am 18. Januar 1841 gegen ihn einen Haftbefehl. Er floh ins Elsass, wo seine sozialen Vorstellungen deutlichere Gestalt annahmen. Wenige Monate später kehrte er in die Schweiz zurück und verwirklichte in Altdorf den schon früher gefassten Plan der Gründung eines Schwesterninstitutes. Dorthin berief er im Herbst 1844 die drei ersten Aspirantinnen und übertrug ihnen als erste Aufgabe die Gründung einer Mädchenschule im zugerischen Menzingen.

 

Die kleine klösterliche Gemeinschaft wuchs sehr rasch, so dass sie bald in zahlreichen Gemeinden der Zentral- und Ostschweiz Volksschulen übernehmen konnte. Die damals 20-jährige Katharina Scherer aus Meggen, Kanton Luzern, schloss sich im März 1845 dieser Gemeinschaft an. 1845 wurde Pater Theodosius Dompfarrer in Chur und machte sich in kurzer Zeit einen Namen als engagierter Seelsorger, berühmter Prediger und feuriger Sozialapostel.

 

1850 gründete Florentini in Chur sein erstes Spital, das Kreuzspital; 1852 berief er zur Leitung desselben die Lehrschwester M. Theresia Scherer. Noch im selben Jahr machte sich P. Theodosius Florentini, damaliger Dompfarrer, auf die Reise nach Rom, um die päpstliche Approbation für sein Werk zu erbitten. Pius IX. lobte es und ermunterte seinen Gründer zu weiterem Wirken. 1855 erwarb Pater Theodosius deshalb  in der Zentralschweiz den Nigg‘schen Hof, ein Bauerngut auf einem Hügel Ingenbohls am Vierwaldstättersee gelegen. Der Bauernhof entwickelte sich zum Mutterhaus. 1857 wurde Schwester M. Theresia Scherer zur Generaloberin gewählt.

 

Für alle unerwartet, riss der Tod am 15. Februar 1865 den Gründer mitten aus seiner rastlosen Tätigkeit heraus. Die erst 40-jährige Frau Mutter stand vor fehlgeschlagenen Fabrikunternehmen mit einem Berg von Schulden. Zusammen mit ihren tapferen Schwestern übernahm sie in Treue zum geistigen Erbe des Gründers die ganze Konkursmasse und rettete das Institut und den guten Ruf des Gründers.

 

Ihr Tod am 16. Juni 1888 war für alle Schwestern herbe Prüfung und verpflichtende Herausforderung. Auch bei veränderten Bedürfnissen und unter ganz anderen Bedingungen des 20. Jahrhunderts können sie uns die Richtung weisen und Wege öffnen zu neuen Aufgaben, zu Werken der Barmherzigkeit. Die damals erstaunliche Erkenntnis von Pater Theodosius «WAS BEDÜRNIS DER ZEIT, IST GOTTES WILLE», bleibt für das Institut der zeitgemässe Wahlspruch.