Religiöse Stätte - Werthenstein

In der Emme wurde früher Gold gewaschen. Um das Jahr 1500 verspätete sich eines Abends ein Goldwäscher aus den Niederlanden, weshalb er gegenüber der heutigen Kirche unter einem Felsvorsprung sein Nachtlager errichtete. Als er sein Nachtgebet sprach, hörte er jenseits der Emme bei der Bergruine «ein gar herrlichs, lieblichs und süesses Gesang», aus dem er schloss, «es müsste ein englisch und himmlisch Gesang seyn».

 

Von nun an blieb dieser Niederländer in der Gegend, und nachdem sich die Erscheinung des Goldwäschers im Volke herumgesprochen hatte und verschiedene wunderbare Heilungen erfolgten, wurde das vom Goldwäscher selbst errichtete Gebetshäuschen im Jahre 1520 durch eine Kapelle ersetzt.

Gnadenbrünneli

 

Eine Besonderheit von Werthenstein ist das Gnadenbrünneli. Es befindet sich am Aufstiegsweg von der hölzernen Brücke über die kleine Emme zur Kirche.

 

Von den Franziskanermönchen wurde die Quelle 1649 als mystischer Brunnen der Gnade gedeutet. Sie wurde 1638 entdeckt und um 1952 zu einer kleinen Kultstätte ausgestaltet. In der Felsnische ist eine von einem einheimischen, ländlichen Künstler geschnitzte, sitzende Madonnenstatue mit dem Jesuskind. Es ist die Kopie der Figur aus dem 17. Jahrhundert, die aus der Hunkelenkapelle in Ruswil stammt. Der Brunnen hat ein dekoratives Becken. Daneben sind Sitzbänke angebracht und die Möglichkeit mitgebrachte Kerzen anzuzünden wird heute noch rege benutzt.


Die Quelle wird als  „Gnadenbrünnlein Unserer Lieben Frau von Werthenstein“ bezeichnet. Das Wasser soll eine grosse Heilkraft haben, besonders gegen Augenleiden und schwer heilbare Wunden. Es wird aber auch bei allerlei anderen Körperbeschwerden innerlich und äusserlich angewandt. Viele Besucher füllen das Wasser in Flaschen ab und nehmen es mit nach Hause.

 

Auf einer Tafel neben der Quelle hängt ein Schild mit dem Text: „Die Wasserzusammensetzung ist unerklärlich. Zahlreiche Wunderzeichen sind bekannt“.

linker Seitenaltar

 

Im linken Seitenaltar ist das Gnadenbild aus Frybach integriert. Es wurde 1528 vor der Reformation gerettet und nach Werthenstein gebracht.

 

Rund 100 Jahre später ermöglichte König Ludwig XV. von Frankreich durch ein Geschenk die Errichtung eines Kreuzaltars, der das Gnadenbild trug und mit dem Wappen Frankreichs geschmückt wurde. Im gleichen Jahr weihte der Bischof von Konstanz den Kreuzaltar sowie die beiden Kapellen.

 

1826 stürzte das Gewölbe des Kirchenschiffs ein und begrub unter anderem den Kreuzaltar mit der Pietà unter sich. Erst 1913 wurde das Gnadenbild vom ruinierten Kreuzaltar entfernt und bekam seinen jetzigen Platz auf dem linken Seitenaltar.

rechter Seitenaltar

 

Der rechte Seitenaltar wird auch Josefsaltar genannt. Er enthält ein Gemälde von Joseph Marcellin Combette mit der Darstellung Jesu im Tempel, geschaffen um 1785.

 

Die Heiligenfiguren verkörpern den Erzengel Michael, den Apostel Paulus, den Apostel Petrus, den Patron des Ostens Franz Xaver und den Pestheiligen Rochus. Im Oberblatt ist der heilige Josef mit dem Jesuskind auf dem Arm und seinem Lilienattribut.

 

Die Pfyfferkapellen

 

Auf einer Seefahrt nach Tunis war Hans Ludwig Pfyffer in einen Sturm geraten. Er versprach in seiner Not, als Votivgabe nach seiner Rückkehr an der Hauptfassade der Wallfahrtskirche zwei Rundkapellen errichten zu lassen. Zusammen mit seinem Bruder Christoph setzte er das Versprechen in Tat um. Das alte Vorzeichen wurde abgerissen und bereits 1621 wurden die neuen Kapellen geweiht.

 

Die Kapellen weisen einen achteckigen Grundriss auf. Die Rundbogenfenster sind mit reichem Masswerk geschmückt. Sogenannte welsche Hauben bilden die Dächer, die vom Christus-

und Marienmonogram bekrönt sind.

 

In den Dachreitern beider Kapellen hängen Glöcklein, die von den

Gründern gestiftet wurden. Im Innern befinden sich monumentale Altäre.